Erstes Ehrungskonzert anlässlich des 250. Geburtstages von Corona Schröter

Hans Hütten versucht Kompositionen von Corona Schröter im Original, in Bearbeitungen von ihm und extra für diesen Anlass von ihm neu geschaffene Werke vorzustellen. Corona Schröter hat als erste Komponistin den "Erlkönig" von J. W. von Goethe vertont und Hans Hütten geht in seinem "Erlkönig" von dieser Komposition aus. Die Texte stammen, außer dem "Erlkönig", alle von Johann Gottfried Herder.

Festkonzert
Amor im Tanz
Corona Schröter
Miniatur Nr. 3 für Oboe und Viola
Hans Hütten
Brautlied
Corona Schröter
Miniatur Nr. 2 für Oboe und Viola
Hans Hütten
Das Mädchen am Ufer für Oboe d'Amore und Viola
Corona Schröter
Das Mädchen am Ufer für Alt und Klavier
Hans Hütten
Liedchen der Sehnsucht für Viola und Klavier
Corona Schröter
Liedchen der Sehnsucht für Alt und Oboe d'Amore
Hans Hütten
Der Wassermann für Oboe d'Amore und Klavier
Corona Schröter
Der Wassermann für Alt, Oboe und Viola
Hans Hütten
Invention Nr. 3 für Oboe und Viola
Hans Hütten
Der Erlkönig
Corona Schröter / Hans Hütten


Festrede zum 250. Geburtstag der Komponistin Corona Schröter

von Hans Hütten


Corona Schröter zu Ihrer Zeit eine bedeutende Persönlichkeit und Ihr Bekanntheitsgrad dauert über Ihren Tod hinaus. Speziell in der Zeit der Klassik war und ist dies schon etwas besonderes. Sie ist die erste Komponistin (Komponist) die Goethes Erlkönig vertont hat. Dabei ist durch das Strophenlied die Dramatik des Textes nicht nachvollziehbar (Schubert war durch die Triolen viel dramatischer, war das schon der erste Shuffle?).
Viele Liedvertonungen, aber meistens als Strophenlieder entstanden nach 1786. Die Texte stammen von Herder und Schiller und nur zweimal von Goethe. Über die Qualität der Lieder war man schon damals unterschiedlicher Meinung (auf der einen Seite sprach man von frisch, natürlich und anmutig, auf der anderen Seite von bescheiden bis dilletantisch). Fest steht, dass diese Lieder, eben auf Grund ihrer Schlichtheit, zur damaligen Zeit und darüber hinaus gern gesungen und gehört worden. Dabei ist es Corona Schröter selbst, die sich für die Schlichtheit ihrer Liedkompositionen in der Zeitschrift "Der Deutsche Merkur" entschuldigt.
So bin ich mit unterschiedlichen Gedanken an meinen Auftrag durch die Stadt Guben, Kompositionen von Corona Schröter zu bearbeiten, neu zu gestalten oder aber ganz neue Gedanken zum Lebensweg dieser außerordentlichen Persönlichkeit zu erbringen, herangegangen.
Zum ersten, welche Besetzung sollte ich wählen, reicht (wie bei Corona Schröter selbst) die menschliche Stimme und ein Klavier? Für unsere verwöhnteren Ohren (denn damals gab es noch keine Cd's, Radios usw.) wäre wohl eine instrumentale Abwechslung günstiger und so wählte ich noch eine Oboe und eine Bratsche (Viola) dazu (bei der Durchsicht ihres kompositorischen Schaffens war schon ein unterhaltsamer Charakter zu bemerken, der dennoch nicht in das Gebiet der leichten Muse fällt).
Zum zweiten, wie stelle ich die Kompositionen und Bearbeitungen ihnen vor, ohne das ein Bruch (sei es die zeitliche Entstehung, oder aber auch das gewachsenen Wissen in kompositorischer Arbeit, hier nur der Hinweis, Corona Schröter lebte im Zeitalter der Klassik, dann kam die Romantik, der Impressionismus, die Zwölftontechnik, die post moderne, Aleatorik, Serialtechnik und nun unsere Epoche) in diesem Konzert unterschiedliche Wertungen aufkommen lässt. So beginnen wir mit zwei Liedern in der Originalfassung von Corona Schröter, und damit sie sich auch mit meiner Tonsprache vertraut machen können, stellen wir ihnen zwei Duos für Oboe und Viola, jeweils nach einem Lied, vor.
Die Texte der heute zu Gehör kommenden Kompositionen stammen, außer dem Erlkönig, von Johann Gottfried Herder. Kommen wir nun zur ersten Bearbeitung eines Corona-Schröter-Titels. "Das Mädchen am Ufer" habe ich für Oboe d'Amore und Klavier umgeschrieben (eine zur Corona-Schröter-Zeit äußerst beliebte Form der Oboe, die aber im 19. Jahrhundert in Vergessenheit geriet und erst wieder durch Richard Strauss (speziell in seiner "Domestica") zu neuen Ehren kam, sie klingt, eine kleine Terz tiefer und wirkt dadurch sehr lieblich und annehmlich. Richard Strauss kommentiert den Klangcharakter dieses Instruments so: "Die Oboe d'Amore ist als Symbol des unschuldig dahinträumenden und des heiter spielenden Kindes von mir eingesetzt". Danach erklingt das gleiche Lied in meiner musikalischen Ansicht für Alt und Klavier. Hierbei verwende ich die Tonspmche der post moderne, komme also mit verschleierten Akkordgebilden und ungewöhnlichen Intervallsprüngen in der Gesangsstimme (Tritonus, große Septe u.ä.) in einer, so glaube ich, verträumten Art. Das Liedchen der Sehnsucht wird dann, wiederum nach der Originalfassung, diesmal für Bratsche und Klavier, vorgestellt. In kleinen Variationsformen, einer damals sehr beliebten Form des Musizierens, wird der musikalische Grundgedanke immer wieder umspielt. Ganz im Gegensatz dazu das gleiche Lied für Alt und Oboe d'Amore. Hier versuche ich mit melodiösen Mitteln ein Zwiegespräch der beiden Akteure aufzubauen, welches immer wieder durch Hinzunahme eines neuen Tones, bzw. eines veränderten Intervalls, gestört wird. Dennoch glaube ich, mit meinen Mitteln Gefühle der Sehnsucht getroffen zu haben.
Danach erklingt der Wassermann für Oboe d'Amore und Klavier, ein in der Originalkomposition unendlich langes Lied mit 16 Strophen. Aber, keine Angst, ich habe, zumindest in der dann erklingenden Bearbeitung 13 Strophen eingespart.
Für Alt, Oboe und Viola habe ich den Wassermann nach meinen Ansichten neu geschrieben. Diese Komposition war übrigens die erste, die in meiner "Corona - Schröter - Würdigung" entstand. Da sie bis jetzt immer nur kurze Stücke gehört haben, möchte ich sie darauf hinweisen, dass diese Komposition etwas länger geworden ist. Keine Angst, sie sprengt nicht den Rahmen dieses Ehrungskonzertes.
Um noch einmal Kraft zu tanken, fügen wir meine Invention Nr. 3 in das Programm ein. Hier versuche ich, musikalisch humorvoll an sie heranzutreten. Ein Thema im Staccato-Rhythmus wird einem lyrischen Thema gegenüber gestellt und dadurch, wie ich es mache, kommen musikalische Witzeleien an die Oberfläche. Ich hoffe, sie amüsieren sich.
Zum Abschluss des heutigen Konzertes hören sie den "Erlkönig". Eine Komposition von Corona Schröter und mir. In Würdigung der Erstellung des ersten musikalischen Erlkönigs habe ich natürlich die Urform von Corona Schröter voran (die Tonart habe ich eine große Terz tiefer gesetzt) gestellt. Für mich gab es aber durch diese Tatsache das Problem, wie komme ich von dieser kleinen Melodie zur dramatischen Ballade? Gedanken wie "Franz Schubert und sein "Erlkönig", den jeder kennt und dann Haus Hütten (fast zweihundert Jahre später). Sollte man den Mut aufbringen, das alles noch einmal neu zu konzipieren? Lohnt sich eine solche Auseinandersetzung?
Je mehr ich mich mit dieser Problematik beschäftigte, um so grösser wurde der Anreiz zu zeigen, wie man den Erlkönig, nicht triolisch, heute sehen kann. Ganztonpassagen, expressionistische Klänge (große Terzen übereinander) gekoppelt mit ungewöhnlichen Intervallen, Geräuscherzeugungen und anderes mehr bilden den musikalischen Bogen, der auch hoffentlich sie ansprechen wird.

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